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24. Fachtagung Update-BDSG setzt Leitplanken für den Datenschutz in der Zukunftsmedizin

Josephine Luther, B.A.

Veröffentlicht am 01.03.2023 von Josephine Luther, B.A.

Unter dem Kernthema „Datenschutz in der Medizin“ kamen am 23. Februar 2023 über 40 Vertreter:innen aus dem Gesundheitswesen im Rahmen der 24. Fachtagung „Update BDSG – Datenschutz in der Medizin“ zusammen. Im Dortmunder NH Hotel trugen namhafte Referierende den aktuellen Stand aus Forschung und Praxis vor und boten Raum für Fragen und Diskussion mit den Teilnehmenden.

Das Gesundheitswesen der Gegenwart und der Zukunft ist das digitale Gesundheitswesen mit vielzähligen Behandlungs- und Forschungsmöglichkeiten, basierend auf Big Data – groß angelegten und komplexen Datenmengen. Grundlage für die optimale Nutzung dieser Daten sind die Informationssicherheit und der Datenschutz und die damit einhergehenden Sicherheitsmechanismen sowie weiterführende gesetzliche und normative Regelungen. Ein Feld mit vielzähligen Konfliktthemen, das mehr Handlungssicherheit in der Praxis benötigt. „Die Fachtagung ‚Update BDSG – Datenschutz in der Medizin‘ setzte hier mit den Experten aus der Branche bereits zum 24. Mal die Leitplanken für die Zukunftsmedizin“, erläutert Nina Kill, Bereichsvorständin Marketing & Kommunikation der DATATREE AG und Koordinatorin der Tagung.

Datenschutz ist ein Möglichmacher

Den Auftakt bildete Prof. Dr. Thomas Jäschke, Professor für Medizininformatik und Vorstand der DATATREE AG mit seiner Keynote „Datenschutz als Verhinderer in der Medizin – Ein Kritikmonolog”. Der seit über 30 Jahren im Gesundheitswesen tätige Datenschutzbeauftragte beleuchtete das große Spannungsfeld, das Informationssicherheit und Datenschutz in der Praxis regelmäßig erlebt. Während einerseits Datenschutz als Ausrede für den ausbleibenden Erfolg für Innovationen in der Medizin gilt, bemühen sich Verantwortliche darum, Lösungen aufzuzeigen, in denen Digitalisierungsprojekte unter Berücksichtigung von Informationssicherheit und Datenschutz erfolgreich umgesetzt werden. „Datenschutz ist nie schwarz-weiß. Es gibt immer verschiedene Perspektiven, die betrachtet und neue Herausforderungen, die gemeistert werden müssen”, erläuterte der Digitalisierungsexperte, „wir, als Informationssicherheits- und Datenschutzbeauftragte, sollten uns nicht als Kontrolleure sehen, sondern als Möglichmachende, Gestaltende und Beratende. Zusätzlich betont er: „Es ist unsere Aufgabe, im Rahmen des Business Continuity Managements Risiken zu erkennen und zu verringern, um mit den weiterwachsenden Anforderungen, insbesondere bei kritischen Infrastrukturen, mithalten zu können. Nur dann können wir im Ernstfall handlungsfähig bleiben.“

Probleme müssen gelöst werden

Hieran knüpfte auch Bertram Raum, ehemaliger Leiter Fachreferat Gesundheit beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Bonn in seinem Vortrag „Neue (gesetzliche) Entwicklungen in der medizinischen Forschung“ an. Der heute als Rechtsanwalt tätige Referent gab zunächst Einblicke in die Historie der medizinischen Forschung sowie zukünftige Entwicklungen, wie die Einführung der sogenannten Unique ID, und appellierte vor allem an die Relevanz für alle Beteiligten. So seien frühere Innovationen heute längst nicht mehr aktuell und die medizinische Forschung einem ständigen Wandel ausgesetzt. Darunter falle beispielsweise der Message Digest Algorithm 5 (MD5), der aus einer bestimmten Zeichenkette oder einer Nachricht einen immer gleichen Hashwert – die Verarbeitung einer Datei in einen numerischen Wert – erzeugt und unter anderem für die Passwortspeicherung genutzt wird. „Die MD5 Funktionen, die früher als enorme Entwicklung galten, dürfen heute nicht mehr eingesetzt werden. Genauso werden sich Entwicklungen beispielsweise bei der Unique-ID, oder beim Forschungsdaten-Gesetz vollziehen. Denn genauso sicher, wie Daten bei einem behandelnden Arzt sein müssen, müssen Daten auch bei den Forschenden sicher sein. Es gibt also überall Bereiche, in denen der Datenschutz einschreiten muss.”

Bessere Forschung dank der breiten Einwilligung

Den ersten Teil der Veranstaltung beendete Dipl. Psych. Dr. rer. nat. Johannes Drepper, Referent der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.. In seinem Vortrag „Der Broad Consent in der medizinischen Forschung am Beispiel der Medizininformatik-Initiative: Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Grenzen“ behandelte der Verantwortliche für die Bereiche Datenschutz, IT und Qualitätsmanagement die Ziele und Herausforderungen der breiten Einwilligung. Dank digitaler Lösungen, einer Patienteneinwilligung mit „Broad Consent” – der Nutzung pseudonymisierter klinischer Daten – und einer umfassenderen Analyse könnten Gesundheitsdaten die Forschung künftig noch mehr voranbringen, prognostizierte er in seinem Vortrag. „Zielsetzung des Broad Consent ist es, hochgradig standardisierte Einwilligungstexte für standortübergreifend einheitliche Datennutzung zu entwickeln.” Außerdem betonte der Psychologe, dass „der Broad Consent […] in der medizinischen Forschung längst gängige Praxis (sei)”. 

Smarte Gesundheitsversorgung durch Interoperabilität

Den Nachmittag eröffnete Dr. med. Anke Diehl, Chief Transformation Officer und Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation an der Universitätsmedizin Essen mit ihrem Vortrag „Herausforderung Interoperabilität im Smart Hospital”. Die Medizinerin setzte einen Fokus auf Erfahrungen, die sie selbst in ihrem Berufsalltag als Ärztin und Mitglied des INTEROP COUNCILs machen konnte. Sie betonte, dass Krankenhäuser und Kliniken eine bessere medizinische Versorgung benötigten und appellierte an Anwender:innen informationstechnischer Systeme, die sich einbringen müssten, um Interoperabilität im Gesundheitswesen zu etablieren. „Man kann Innovationen nur in die Kliniken bringen, wenn man auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Das ist die Grundlage für Veränderung und die Einbindung einer smarten Gesundheitsversorgung. Diese wird zu einer noch besseren medizinischen Versorgung durch mehr Interoperabilität. Natürlich sind aktuelle Gesetzeslagen über den Datenschutz schwerer Stoff für eine:n Mediziner:in – aber seien wir ehrlich: das Wissen darüber ist enorm wichtig für die digitale Medizin!”. In ihrem Vortrag nannte die Konsortialführerin des KI.NRW-Flagshipprojektes SmartHospital.NRW auch das NTEROP COUNCIL, zu dem sie berufen wurde, dessen Ziel es ist, eine hochwertige und kosteneffiziente Versorgung sicherzustellen, die datengeleitete Prävention von Krankheiten zu fördern und die Forschung mit verfügbaren großen Datenmengen aus Deutschland zu stärken.

Das Machtungleichgewicht ausgleichen

Darauf aufbauend setzte sich Anja Burmann, stellv. Abteilungsleiterin HealthCare am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, in ihrem Vortrag mit dem Thema „Treuhänder zur Hebung von Datenpotenzialen im Gesundheitswesen” auseinander. Ihre Vision ist es, „dass Treuhänder, das Machtungleichgewicht ausgleichen können. Mögliche Aktivitäten sind eine sichere Verarbeitungsumgebung, die eigenständige Datenauswertung, sowie die Weitergabe von Daten und Verarbeitungsergebnissen. Die Nutzung und die Verarbeitung von Gesundheitsdaten sollen schließlich die Versorgung verbessern.”

Interdisziplinäre Vernetzung als Erfolgsfaktor

Den Abschluss der Veranstaltungen machte Dr. Patrick Guidato, Clustermanager Cluster Medizin.NRW mit seinem Vortrag „Translation in der innovativen Medizin in NRW”. Der Biochemiker betonte, dass Innovation unser größter Rohstoff sei. Das Cluster Medizin.NRW entwickelt, initiiert und begleitet gemeinsam mit seinen Akteur:innen sogenannte Leuchttürme. Sie dienen als zentrale Vernetzungs- und Organisationsplattformen und bilden ein gemeinsames Dach für strategische Themen, den Ausgangspunkt für Positionspapiere und Whitepaper, das Gerüst für gemeinsame Veranstaltungen und die Basis für gemeinsame Projekte.

„Unser Leuchtturm Digitale.Medizin.NRW greift beispielsweise die Trend- und Zukunftsthemen der digitalen Medizin auf. Dabei unterstützt der Leuchtturm die interdisziplinäre Vernetzung und adressiert die Rahmenbedingungen für digitale Innovationen in der Medizin. „Unser Ziel ist die Schaffung einer hoch vernetzten, interdisziplinären innovativen Medizin. Klinische Studien sind dabei ein zentraler Punkt der Translation”, so Guidato. Er erläuterte, dass die Forschung mit Gesundheitsdaten ein wichtiger Bestandteil für das Gesundheitswesen sei – jetzt und als Basis für die Gesundheitsversorgung der Zukunft. In den Dialog zu kommen sei dabei einer der wichtigsten Aspekte. So müssten Kliniker und Forschende mit Datenschützern zusammenkommen, um die für den Datenschutz und die Informationssicherheit notwendigen Sicherheitsmechanismen und auch die weiterführenden gesetzlichen und normativen Regelungen meistern zu können. 

Starke Partnerschaften: DATATREE Akademie und ESTURIAS Tagungen

Die Tagung entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen der DATATREE AG und Manfred Weitz, der unter anderem als Referatsleiter und Hessischer Datenschutzbeauftragter tätig war sowie Leiter der Agentur ESTURIAS ist. Seine Fachtagungen haben sich hauptsächlich auf die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen mit dem Thema Datenschutz spezialisiert. Wesentliches Merkmal der Tagungsreihe zum Datenschutz liegt in der Kooperation von öffentlichen Stellen, die den Tagungsthemen nahestehen, wie etwa Landesdatenschutzbeauftragte, Fachministerien und die IHK. Namhafte Referent:innen, die in Fachbehörden oder dem Wirtschaftsleben entsprechende Kompetenzen und Erfahrungen erworben haben, geben im Rahmen der Tagung ihre Kenntnisse weiter, Fachverlage fungieren als kompetente Medienpartner. Manfred Weitz hatte schon 2011 die bundesweit angebotene erfolgreiche Tagungsreihe „Datenschutz in der Medizin“ zunächst unter dem Label „Update-BDSG“ ins Leben gerufen. Nun wird das Veranstaltungsformat durch die DATATREE AG weitergeführt.

Hier finden Sie die Pressemeldung als Download.

Sie haben Fragen zur Fachtagung „Update BDSG – Datenschutz in der Medizin“ oder zu den Vorträgen der Referierenden? Dann melden Sie sich gerne jederzeit bei Nina Kill | Bereichsvorständin Marketing & Kommunikation unter Nina Kill unter nina.kill@datatree.ag

Impressionen der Veranstaltung: